Eine Nacht im März 2010...

... fürchterlich lautes Katzengeschrei direkt vor meiner Schlafzimmertür riss mich aus dem Schlaf
"Heeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyy" *brüll* - normalerweise reicht das um mein Trio zu überzeugen, dass jetzt Schluss mit lustig ist... diesmal nicht!
Also bin ich völlig abgenervt aufgestanden um nachzuschauen...
Merlin und Bibo saßen auf den oberen Treppenstufen, schauten mit giftig angelegten Ohren und buschigem Fell auf einen schwarzen Stromer, der ein paar Stufen unter ihnen saß und offenbar hoch wollte - Knurren, Fauchen, Schreien und vor Wut spucken... sie haben ihr Revier verteidigen wollen
Als der Stromer mich kommen sehen hat, ist er blitzschnell die Treppe runtergesaust in den Keller und durch die Katzenklappe raus...
Nur wenige Stunden später wieder Geschrei - diesmal haben sie ihn bereits im Erdgeschoss abgefangen... ich wieder runter, schwarzer Stromer wieder geflüchtet *grml*
Als meine Tochter aufgestanden ist, war er schon wieder da - diesmal war sie schneller als ich. Bibo und der Stromer haben in ihrem Kampf die Vase mit den Weidenzweigen umgerissen. Leider lag Bibo in der Wasserpfütze unter den Zweigen und konnte sich kaum rühren, während der Stromer über ihm saß und ihn attackiert hat. Aber das Auftauchen von Charis hat ihn auch diesmal in die Flucht geschlagen...
Mein Flur stank nach Katzenpipi Aufgrund der Aggressivität und dem Markieren gehe ich von einem unkastrierten Kater aus - verdammt!
Meine Samtpfoten hypernervös... ich sie beruhigend und nebenbei das Chaos und den Gestank beseitigen...

Wir haben als erste Maßnahme Momo gebürstet, das Hundefell in einem kleinen Stoffbeutel nass gemacht und vor die Katzenklappe gelegt... vielleicht lässt er sich durch den Hundegeruch abschrecken? Meine Tiger kennen Momo - ihre Haare habe ich oft genug in der Wohnung... die würden sich von dem Fell auf keinen Fall abschrecken lassen.

2 Nächte Ruhe *hoff*
Dann bin ich abends in die Küche gegangen - aus den Augenwinkeln habe ich in der Fensterbank eine schwarze Katze sitzen sehen, aber nicht weiter darauf geachtet (Jacky sitzt viel dort in der Fensterbank). Als ich Wasser in den Wasserkocher gefüllt habe, sprang die Katze (ich korrigiere: der Kater) plötzlich gegen die Fensterscheibe "Sach ma Jacky - hast du ne Macke???" Erst da habe ich richtig hingeschaut und bemerkt, dass dies nicht Jacky war... In der Nacht immer nur schemenhaft wahrgenommen, konnte ich diesmal die deutlichen Unterschiede sehen - der Stromer ist viel gedrungener als Jacky mit ihren langen Beinen... und in einer deutlich schlechteren körperlichen Verfassung *menno* Aber schneller, als ich in meiner Verblüffung reagieren konnte, war der Kater an mir vorbei, die Kellertreppe runter, raus und weg...

Wochenlang habe ich ihn erstmal nicht mehr gesehen, aber immer wieder die Vermutung gehabt, dass er da war...

Dann bin ich eines Abends ins Wohnzimmer gekommen (wo Finija sich vorwiegend aufgehalten hat) um den Napf rauszuholen - es war Futterzeit für die Tiger...
Finija liegt schnurrend und sich auf den Rücken rollend auf dem Sofa - der schwarze Stromer lag auf dem Teppich Diesmal war ich nicht ganz so verblüfft und habe sofort die Tür geschlossen. Wenn Finija mit ihm klarkommt... ok, dann sollen sie eine Nacht zusammen verbringen - ich wollte ihn am nächsten Tag ins Tierheim bringen. Er hatte (z.T. entzündete) Wunden, im Gesicht sah er spitz und krank aus - armes Tier
Am nächsten Morgen habe ich ihn zusammen mit meiner Tochter eingefangen - gut, dass ich Arbeitshandschuhe und dicke Klamotten an hatte - voll in Panik war das Tier sehr aggressiv, hat gebissen und gekratzt wo er konnte. Schließlich hatten wir ihn aber in der Transportbox. Sachen geschnappt, Transportbox gegriffen - ab ins Tierheim, damit er endlich (auch medizinisch) versorgt wird... Noch auf dem Weg zum Auto bekam er da drinnen einen Tobsuchtsanfall, dass es mich ganz schön Kraft gekostet hat, die Box nicht fallen zu lassen... was ich allerdings nicht verhindern konnte - er hat einen Stift von der Tür der Box zerbrochen, die Tür sprang auf... und er war schneller weg, als ich gucken konnte *MISTVERDAMMTER*

Immer mal wieder Verdachtsmomente - aber gesehen habe ich ihn danach nicht mehr...

Dann - am 27.05.2010 - komme ich abends nach Hause... Jacky und Bibo haben mein Auto gehört und kamen sofort angelaufen ("Gibts Futter???"). Als ich die Tür aufgeschlossen habe, ist Jacky an mir vorbei in die Küche gelaufen - Bibo blieb schon an der Küchentür stehen, als er das Geknurre hörte... AAaarrrggghhhhh - da ist er wieder!!!
Küchentür zu...
Jacky war noch drinnen mit dem Kater - vor Zorn und auch Angst mit mehr Adrenalin als Blut in den Venen *ATTACKEEEEEEE* ... Herrje - nicht doch!!! Fauchende, sich windende Jacky da weg geholt und vor die Tür gesetzt ohne den Kater aus den Augen zu lassen... Meine Tiger draußen auf dem Flur gefüttert, Minnie (mein Sohn ist mit ihr zu Besuch hier) im Wohnzimmer, den Stromer in der Küche (er saß inzwischen in meinem offenen Eckregal ganz hinten versteckt),... Katzenklo in die Küche, Kids gewarnt und gebeten aufzupassen, dass er ihnen nicht entwischt, wenn sie die Küchentür öffnen...
Soooooooooo - der entwischt mir nicht mehr!!!
Morgens am 28.05.2010 im Tierheim angerufen und uns angekündigt. Dann gemeinsam mit Pascal - dick angezogen und mit Handschuhen halbwegs geschützt - rein in die Küche. Die Transportbox hatte ich geflickt sowie die Tür mit Zurrgurten vorbereitet, damit er nicht wieder daraus entkommen kann. Nachdem wir die Fluchtmöglichkeiten auf ein Minimum reduziert haben, konnten wir ihn relativ schnell einfangen (natürlich nicht ohne Gegenwehr, aber darauf waren wir ja vorbereitet) und in die Box bugsieren - selbige mit 2 (!) Zurrgurten ausbruchsicher gemacht und los.
Nun ist er im Tierheim Hildesheim. Ich habe nachmittags nochmal da angerufen und mich nach seinem Zustand erkundigt - er ist eben ein unkastrierter Kater ohne Kennzeichnung... nicht ausgehungert (Kunststück - unsere Näpfe hier sind immer gefüllt und er kam ja schon viele Wochen), Ausfluss aus der Nase war klar - deutet eher auf ne Erkältung als auf Katzenschnupfen hin... Vorsichtsmaßnahmen für meine Katzen bräuchte ich demnach nicht ergreifen *gsd* Nun ist er kastriert und tätowiert - er wird erstmal im Tierheim bleiben in der Hoffnung, dass er seine Angst vor Menschen verliert und man ihn vermitteln kann. Sollte sich dies als unmöglich herausstellen weil er zu verwildert ist, werden sie ihn vermutlich hier wieder aussetzen, damit er sein gewohntes Leben wieder aufnehmen kann - aber dann würden sie mich anrufen und mich informieren. *BITTE????*
Naja - da bleibt uns nur, ihm die Daumen zu drücken, dass er ein neues Zuhause findet...